5 Gründe, warum Marken-Entwicklungs-Vorhaben so oft scheitern

von Gerri Brandstetter | Vienna

Die Ausgangsbasis bei einem neuen Marken-Projekt gleicht einander in der Regel meist.

Mit großer Euphorie und Engagement startet man das Vorhaben. Jeder im Team bringt sich bei der Schaffung einer Marke gerne ein, denn jeder geht davon aus, dass er das Zeug, das Wissen und die Kreativität besitzt so eine Aufgabe zu bewältigen. Mit der Umsetzung des Vorhabens werden dann große Hoffnungen auf Markterfolge verbunden, doch warum treffen diese Erwartungen meist nicht ein?

Gerne vergleiche ich diese Situation mit Personen, die in der Politik Ämter und Posten übernehmen, für die sie meist keine Qualifikation besitzen. Ein Beispiel: Ein sich in der Kammer verdient gemachter Funktionär aus der Metall-Branche wird auf Grund seiner Parteizugehörigkeit über Nacht zum Gesundheits- oder Außenminister eines Staates. Ohne passende Qualifikation werden in diesem Umfeld

gerne Aufgaben wahrgenommen. Ähnlich verhält es sich öfter auch in den Bereichen Marketing oder bei Marken, wie auch kommunikationsstrategischen Aufgaben. Hier fühlen sich ebenfalls viele Menschen befähigt sich einzubringen um sich kreativ zu verwirklichen.

Mit Gewissheit und basierend auf meiner jahrzehntelangen Erfahrung weiß ich, dass die Aufgaben zur Entwicklung eines Marken-Auftritt-Konzepts nur dann eine Chance auf Erfolg haben, wenn diese Aufgaben von Profis mit ausreichender Erfahrung erarbeitet werden.

Die 5 Kern-Gründe um ein mögliches Scheitern zu verhindern:

  1. Die grundsätzlichen Überlegungen zum Vorhaben wurden nicht detailliert genug in Szenarien und visionären Optionen durchgedacht und in die Projekt-Planung und das Briefing entsprechend einbezogen.
  1. Auf Expertenmeinung und Inputs von außen wird bewusst verzichtet.
  1. Logo- und Marken-Auftritts-Gestaltung werden im „do it yourself“-Verfahren oder von für diese Aufgaben ungeeignete Grafiker oder „Professionisten“ gelöst. Dabei bleiben wesentliche Faktoren, die für die visuelle Wahrnehmung wichtig sind, unberücksichtigt. Diese Marke, und der damit verbundene Markenauftritt, starten dann bereits als sichtbar und empfunden „selbstgemacht“. Dieser oft nur im Unterbewusstsein wahrgenommen oder gespürte Eindruck des „Unprofessionellen“ wird auf alle Wahrnehmungs- und Medienebenen übertragen. Beginnend bei der Bildsprache, der Art der Marken-Auftritts-Inszenierung, über die Präsentation der Markengeschichte und Inhaltsvermittlung – alle Eindrücke wirken und werden gefühlsmäßig von Betrachtern oder Kunden als „weniger wertig“ eingestuft.
    Beispiele für diese „do it yourself“-Lösungen finden Sie bei vielen heimischen Hotel-Anbietern, die alleine mit ihren lokalen Gegebenheiten versuchen, eine lokale Marke zu sein bzw. zu werden.
  1. Eine größere visionäre Planungs- u. Umsetzungs-Sicht wird als mögliches Entwicklungsszenario in der Projektstartplanung nicht angedacht. Diesen Fehler halte ich für einen der Kardinalfehler in einer Projekt-Planung und Erst-Umsetzungsinszenierung. Warum?
    Wie soll etwas Bedeutendes und Großes entstehen, wenn bereits in der Visionsphase eines Vorhabens die Chance auf großen Erfolg von Anfang an nicht berücksichtigt oder für möglich gehalten wird?
    Empfehlung: Nutzen Sie eine Projekt-Planungsphase zur Veranschaulichung von Perspektiven und Zukunfts-Szenarien mit visualisierten Beispielen. Diese Maßnahme und Betrachtungserweiterung gibt Ihnen mehr Entscheidungssicherheit und rechtfertigt immer den kleinen Mehraufwand am Start eines Vorhabens.
  1. Gerne wird der Kostenfaktor als Grund für eine bestehende Marken-Lösung als Rechtfertigung angeführt. Grundsätzlich spürt jeder von uns, ob eine Lösung gefühlsmäßig weitgehend entspricht oder auch nicht. Hier belügen sich Auftraggeber gerne selbst. Bei meinen Recherchen habe ich festgestellt, dass für gute Lösungen oft weniger bezahlt werden musste, als für schlechte Lösungen. Jede Leistung kostet Geld. Die Frage ist nur, mit wem setze ich so ein Vorhaben in die Tat um, und wie professionell ist neben der Konzept- und Gestaltungslösung auch die Lösung der kaufmännischen Belange. Alle Kostenthemen gehören in der Planungsphase und vor Projektstart klar und verbindlich definiert und mit allen involvierten Personen abgesprochen.

Last but not least:

Jedes Marken-Vorhaben kann ganz klein starten und sich in der Folge zum großen Erfolg entwickeln.

Die Grundlagen für eine erfolgreiche Entwicklung werden jedoch immer am Beginn in der Entstehung und der Art der Umsetzung eines Vorhabens gemacht. Tatsche ist auch, in der Regel haben Projekte und Vorhaben für den erfolgreichen Durchbruch immer nur eine einzige Chance.

Daher empfehle ich, entscheiden Sie sich dazu, die angeführten 5 Punkte in Ihre Überlegungen mit einzubeziehen. Setzen Sie Ihr Vorhaben in der Folge mit passenden und vor allem mit erfahrenen Partnern um. Dazu viel Erfolg und alles Gute!